Lange Zeit war die Steadycam die einzige, wirkliche Möglichkeit, Plansequenzen mit stabilisierten Kamerafahrten zu erstellen. Doch die neuen Entwicklungen auf dem Markt könnten nun genau diese Vormachtstellung der Steadycam anfechten. Wird die Steadycam sich noch gegen ihre high-tech Kontrahenten behaupten können? Im Gimbal Test haben wir beide Systeme miteinander verglichen.
Inhaltsverzeichnis
Was ist eine Steadycam eigentlich?
Die Steadycam is eine auf den Grundfesten der Physik basierende, mechanische Aufhängung für die Kamera, welche es den Filmschaffenden erlaubt, den Körper des Kameramanns von der Kamera zu lösen. Dadurch wird es dem Kameramann möglich wackelfreie Kamerafahrten zu erstellen und zudem nicht an Dollyschienen gebunden zu sein. Die Kamera ist sozusagen mittels eines Kardangelenks von dem Kameramann entkoppelt.
Wenn der Kameramann die Kamera in der Hand hält, kann kein Kameramann der Welt eine ruhige, nahezu schwebende Kamerafahrt erzeugen. Die Bewegungen, die Kammeramänner beim Laufen machen, übertragen sich zwangsläufig auf die Kamera, egal wie sanft man die Kamera führt, man hat immer eine gewisse Grundbewegung im Bild. Die Steadycam ist dazu erfunden worden genau dieses Manko des menschlichen Körpers zu umgehen. Dies wird in mehreren Schritten erreicht:
Zunächst wird durch eine Weste und einen Federarm die Bewegung der Beine eliminiert. Die Auf- und Abbewegung, die durch die Beine beim Laufen entsteht wird von den Federn im Federarm aufgefangen und überträgt sich deswegen nicht mehr auf die Kamera.
Danach wird mit Hilfe eines Kardangelenks die Kamera von der Hand des Kameraoperators losgelöst. Bewegungen, die durch die Hand des Kameramanns beim Laufen entstehen, werden so nicht mehr auf die Kamera übertragen.
Zu guter Letzt wird mit Hilfe von Gegengewichten die Kamera ausbalanciert und ist nun nur noch ihrem Trägheitsmoment ausgeliefert. Die Kamera ist nun vom Körper des Kameramanns losgelöst, kann aber noch immer durch subtile Impulse vom Kameraoperator in die richtige Richtung gelenkt werden.
Das Prinzip der Steadycam aufgreifen und mit moderner Technologie verbessern
Nun kommen wir zu den elektronischen Gimbals. Das Prinzip hierbei ist dem der Steadycams sehr ähnlich – wenn nicht sogar gleich – die Umsetzung funktioniert nur anders.
Grundgedanke bei den elektronischen Gimbals ist, wie bei den Steadycams, die Kamera von den Bewegungsstörungen loszulösen. Dazu werden ebenfalls Kardangelenke (eng. Gimbal) benutzt, hier kommt allerdings modernste Technik mit ins Spiel. Wo bei den Steadycams noch Gewichte und Gegengewichte sowie die Schwerkraft dafür sorgen, dass die Kameras wie schwebend durch den Raum fliegen, sorgen bei den elektronischen Gimbals Sensoren und Elektromotoren für Ausgleichsbewegungen, um den gleichen Effekt zu erzeugen.
2012 wurden erstmals auch Gimbalsysteme vorgestellt, die nicht das Budget einer mittelständigen Filmproduktionsgesellschaft überschreiten. 2014 wurde auf der NAB dann der Ronin von DJI vorgestellt. Dieses Gimbalsystem bietet einer Filmproduktion alle Vorteile, die eine gute Steadycam bietet und noch mehr.
Als erstes wird die Kamera mit Hilfe eines Systems – das DJI aus ihrem Sortiment für Flugaufnahmen übernommen hat – stabilisiert. Das ist auch bei der Steadycam nicht anders. Aber Der Ronin macht noch mehr und eröffnet bisher undenkbare Möglichkeiten, durch seine Kompaktheit.
Das Gerät besteht nämlich einzig und alleine aus der Platte, auf der die Kamera befestigt ist, drei Achsen inklusive der Elektromotoren und Sensoren, die zur Stabilisierung benötigt werden, sowie Haltegriffen für den Kameramann. Das System ist auf das Nötigste herunterreduziert – was in diesem Fall ganz und gar nicht negativ zu betrachten ist!
Gimbal Test: Gimbal vs. Steadycam
Obwohl es so scheint, dass Gimbal und Steadycam relativ gleich sind und einfach zu vergleichen sind, bemerkt man schnell, dass es eigentlich zwei unterschiedliche Systeme sind und es kein Kinderspiel ist, diese zwei Systeme miteinander zu vergleichen.
Obwohl es noch viele weitere Varianten von Gimbals und Steadycams gibt, wird in diesem Video die DJI Ronin mit einer professionellen Steadycam verglichen.
Gimbal Test: Fazit
Man könnte darüber streiten, welches der beiden Systeme nun das bessere ist. Lediglich kommt es darauf an, für welchen Zweck ein solches System dienen soll.
Jedoch denken wir, dass sich die Gimbal Systeme in den nächsten Jahren deutlich besser durchschlagen werden als die Steadycam Systeme. Schon alleine die steigende Entwicklung der Digitalisierung lässt einen möglichen Wachstum der Gimbal Systeme vorhersagen.